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Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen

Neubau der Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Typologien verändern sich. In den letzten Jahrzehnten sind einige stadttypische Typologien bereits verschwunden und andere, wie die klassische Stadtbibliothek, befinden sich allmählich in Auflösung, bzw. in einem unaufhaltsamen Transformationsprozess. Bis heute öffnet keine andere Institution das Tor zur Zukunft so weit wie eine Bibliothek. In erster Linie, weil eine Bibliothek ein Gedächtnis- und Wissensspeicher ist, worauf sich alle Bildungs- und Forschungseinrichtungen stützen, und zugleich ist sie ein geeignetes räumliches Umfeld und ein zentraler Ort für das lebenslange Lernen aller Nutzer.
Bibliotheken waren die ersten öffentlichen Einrichtungen, die über einen Internetanschluss verfügten.

Heute, im digitalen Zeitalter, kann man in jeder Bibliothek überall und jederzeit schnell auf alle Informationen zugreifen und zugleich erleben Bibliotheken auch mit ihrem analogen Material eine Renaissance. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern sich der architektonische Raum verändert hat oder ändern wird, da Bibliotheken in zunehmendem Maße überfüllt sind. Sie sind ein multifunktionaler Ort geworden, ein zweites Wohnzimmer, wo sich die Bevölkerung einer Stadt trifft.

Die Entwurfsaufgabe der Masterthesis untersucht eine der größten öffentlichen Bibliotheken Deutschlands, die sogenannte Zentral- und Landesbibliothek Berlin, positioniert auf dem Gelände des Mehringplatzes am Ende der Friedrichstraße. Diese auf den ersten Blick provokante Aufgabenstellung evoziert die Potenziale dieses Paradigmenwechsels von einer humanistisch geprägten Auffassung der Bibliothek zu einer heterotopischen* Kultureinrichtung, die den Zugang zu Bildung, Wissen, Produktion und Begegnung für alle - egal ob jung oder alt, reich oder arm, gebildet oder ungebildet - ermöglicht. Die Frage, ob sich dabei ein innerstädtisches desolates Gefüge – wie die vorgeschlagene innere Peripherie des Mehringplatzes – eignet, diesem typlogischen Diskurs den geeigneten Rahmen zu geben und gleichzeitig dem räumlichen Verlust entgegenzuwirken, wird mit jedem einzelnen Entwurfsansatz neu beantwortet werden müssen. Bibliothek, Straße und Platz generieren ein neues Zentrum, eine neue Stadtutopie inmitten von Berlin.

*Heterotopie-Konzept von Michel Foucault